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    Mein ganz subjektives Lexikon der Kunst.

    Dadaismus


    oder auch Dada war eine künstlerische und literarische Bewegung, die 1916 von Hugo Ball, Emmy Hennings, Tristan Tzara, Richard Huelsenbeck, Marcel Janco und Hans Arp in Zürich begründet wurde und sich durch Ablehnung „konventioneller“ Kunst und Kunstformen – die oft parodiert wurden – und bürgerlicher Ideale auszeichnet. Vom Dada gingen erhebliche Impulse auf die Kunst der Moderne bis hin zur zeitgenössischen Kunst aus.

    Im Wesentlichen war es eine Revolte gegen die Kunst von Seiten der Künstler selbst, die die Gesellschaft ihrer Zeit und deren Wertesystem ablehnten. Traditionelle Kunstformen wurden deshalb satirisch und übertrieben verwendet.



    Sophie Taeuber-Arp 1889 - 1943 | DADA-Kopf |1920
    Sculptures in the Musée national d'art moderne
    Centre Georges Pompidou | Paris
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    BEGRIFFSHERKUNFT UND ANFÄNGE

    Über die Herkunft des Begriffs zirkulieren verschiedene, sich gegenseitig ausschließende Theorien.

    George Grosz schrieb in seiner Autobiografie, dass der Schriftsteller Hugo Ball im Kreise einiger Künstler verschiedener Sparten mit einem Federmesser in ein deutsch-französisches Wörterbuch stach und das Wort dada (französische Kindersprache für „Steckenpferd“) traf. Hiernach soll er dann den Dadaismus benannt haben. Dem ähnelt die Variante, dass Hugo Ball und Richard Huelsenbeck in einem deutsch-französischen Wörterbuch nach einem Namen für die damalige schweizerische Sängerin des Cabarets Voltaire „Madame le Roi“ suchten und auf das Wort „dada“ stießen.



    Marcel Duchamp | 1887 - 1968 | Fountain | Foto von Alfred Stieglitz   Pfeil

    Marcel Janco allerdings, selbst Dadaist, erklärte in einem Interview, die Geschichte mit dem Messer sei im Nachhinein erfunden worden und ein schönes Märchen, weil sie sich besser anhöre als die weniger poetische Wahrheit. Für wahrscheinlicher hielt er, dass ein damals in Zürich erhältliches und hinlänglich bekanntes Haarwaschmittel namens „DADA“ die Künstlergruppe zur Namensgebung anregte.



    дада қозғалысының суреттер (Bilder von Papas Bewegung)
    Foto © Alphy Haydar
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    Einer weiteren Erklärung zufolge leitet sich der Begriff von einer Veröffentlichung des französischen Anarchisten Alphonse Gallais ab. Dieser brachte 1903 unter dem Pseudonym A. S. Lagail ein Buch mit dem Titel „Les paradis charnels, ou le divin bréviaire des amants, art de jouir purement des 136 extases de la volupté“ (dt. Das Paradies des Fleisches oder Das göttliche Liebesbrevier. Die Kunst, die Wollust in 136 Verzückungen zu genießen) heraus. Darin werden im 15. Kapitel eine Reihe von Positionen geschildert, die dort allesamt „à dada“ genannt werden. Auch hier liegt der Zusammenhang zu einem Steckenpferd, auf welchem geritten werden kann, nahe.



    Johannes Theodor Baargeld
    Typische Vertikalklitterung als Darstellung des Dada Baargeld
    1920, ausgestellt auf der Ersten Internationalen Dada-Messe in Berlin
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    Der Dadaismus stellte die gesamte bisherige Kunst in Frage, indem er ihre Abstraktion und Schönheit durch satirische Überspitzung zu reinen Unsinnsansammlungen machte, wie in sinnfreien Lautgedichten. Hugo Ball war der Erfinder des Lautgedichtes. Dabei werden das Zusammenspiel von Wortlaut und Bedeutung aufgebrochen und die Wörter in einzelne phonetische Silben zerlegt. Die Sprache wird ihres Sinnes entleert und die Laute werden zu rhythmischen Klangbildern zusammengefügt. Dahinter steht die Absicht, auf eine Sprache zu verzichten, die nach Ansicht der Dadaisten in der Gegenwart missbraucht und pervertiert ist. Mit den sogenannten Simultangedichten (Lautgedichte werden gleichzeitig von verschiedenen Menschen durcheinander gesprochen) wollten die Dadaisten auf die ohrenbetäubende Geräuschkulisse der modernen Welt (in den Schützengräben, in der Großstadt …) und auf die Verstrickung des Menschen in mechanische Prozesse aufmerksam machen. Tatsächlich ist es oft schwierig und auch müßig, die „echten“ Kunstwerke der damaligen Zeit von den gewollt mehr oder weniger sinnlosen „Antikunstwerken“ des Dadaismus zu unterscheiden. Grenzen zwischen traditioneller Kunst und Trivialkultur wurden überschritten.



    Beispiel für die noch heute wirkende Kraft des Dada und seine internationale Ausbreitung.

    Fotografiet föreställer en ost och skink-fralla vars form till hälften blivit avbiten där en otänd cigarett blivit instoppad. © Anderstorpsgymnasiet i Skellefteå år 2018 | Schweden
    In der Anderstorpsgymnasiet treffen sich täglich
    rund 1.250 Studenten und 175 Mitarbeiter.
    Jeder hat unterschiedliche Hintergründe und Erfahrungen
    was zusammen mit der Programmbreite der Schule
    eine positive Vielfalt schafft.
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    Im Laufe des Ersten Weltkriegs breitete sich der Dadaismus in ganz Europa aus. Überall protestierten Künstler durch gezielte Provokationen und vermeintliche Unlogik gegen den Krieg und das obrigkeitsstaatliche Bürger- und Künstlertum. Gegen den Nationalismus und die Kriegsbegeisterung vertraten sie Positionen des Pazifismus und stellten sarkastisch die bisherigen absurd gewordenen Werte in Frage.




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