Anonymus |
Wilton Dyptichon | Vorne links: Anbetende Könige.
Anonymus |
Wilton Dyptichon | Vorne rechts: Jungfrau mit dem Kind und Engeln.
National Gallery London
Um 1420 trennte sich die Entwicklung. In Italien begann die Frührenaissance, im Norden traten die flämischen Primitiven auf, die der höfischen Eleganz bürgerliche Schlichtheit entgegensetzten. Der Goldgrund wich endgültig. Stattdessen wurde die Landschaftsdarstellung perfektioniert, die Verblauung entwickelt, und immer häufiger schuf man Szenen in Innenräumen. Es gelang ihnen eine stimmige Perspektive zu zeigen, obwohl diese nicht wie in Italien konstruiert wurde. Ein Mitbegründer dieser neuen Richtung war Robert Campin. Jan van Eyck etablierte die Ölfarbe durch Verwendung eines neuen Bindungsmittels. Ölfarben haben gegenüber den Temperafarben den Vorteil, länger ihren Glanz zu bewahren. Ein Schüler von Campin, Rogier van der Weyden stellte Menschen in einer neuen psychischen Intensität dar und perfektionierte die Wiedergabe von Stofflichkeit. Außerdem verband er den Naturalismus der Flamen mit der Formensprache der Gotik. Hieronymus Bosch stellte der Natürlichkeit der Anderen eine bizarre, verschreckende Welt voller Endzeitstimmung entgegen und blieb der Spätgotik stärker verhaftet.
In der Phase der Spätgotik trat verbreitet Endzeitstimmung auf, da man glaubte, 1500 könnte die Welt untergehen. Es war eine Zeit des Umbruchs, in der man sich vermehrt mit der Passion Christi beschäftigte und diese immer drastischer darstellte. Andererseits wurde der Einfluss der Renaissance immer stärker. Einer der letzten großen Maler der Gotik war Matthias Grünewald, den man als geistigen Antipoden Dürers sehen kann.