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      Mein ganz subjektives Lexikon der Kunst.
      Wird fortgesetzt.

      Suprematismus



      Suprematismus (von altlateinisch supremus, „der Höchste“) ist eine Stilrichtung der Moderne der bildenden Kunst, mit Verwandtschaft zum Futurismus und Konstruktivismus. Sie entstand in Russland und hatte von 1915 bis zum Beginn der 1930er Jahre Geltung.



      Kasimir Malewitsch: Suprematism (Supremus No. 58), 1916, Kunstmuseum in Krasnodar

      Kasimir Malewitsch | Suprematism (Supremus No. 58) | 1916, Kunstmuseum | Krasnodar   0

      Der Suprematismus wurde von Malewitsch nach seiner neo-primitivistischen und kubofuturistischen Phase in den Jahren 1912/13 aus den Ideen des Futurismus heraus entwickelt. Vor allem durch El Lissitzky beeinflusste der Suprematismus De Stijl und das Bauhaus. Es handelt sich dabei um die erste konsequent ungegenständliche Kunstrichtung. Die ungegenständliche Kunst unterscheidet sich von der abstrakten insofern, als ihre Formen keine Abstraktionen (Verwesentlichungen / Vereinfachungen) von sichtbaren Gegenständen sind. Der Suprematismus ist eine von Gegenstandsbezügen befreite konstruktive Kunstrichtung; sie stellt die Reduktion auf einfachste geometrische Formen in den Dienst der Veranschaulichung ‚höchster‘ menschlicher Erkenntnisprinzipien. Zu den Hauptwerken des Suprematismus zählen die von Malewitsch geschaffenen Gemälde Schwarzes Quadrat auf weißem Grund (1915), Rotes Quadrat (1915) und Weißes Quadrat auf Weißem Grund (1919). 1915/16 fand die Kunstausstellung 0,10 in Sankt Petersburg statt.

      Parallel zu den historischen Umwälzungen in Russland von 1905 bis 1920 suchten russische Künstler nach neuen Wegen, ihrem Bild der Welt einen neuen Ausdruck zu geben. In sehr rascher Folge entstanden unterschiedlichste Kunstbewegungen, welche die Kunstströmungen des westlichen Europas aufgriffen und weiterentwickelten. Besonders einflussreich war dabei eine 1908 von der russischen Zeitschrift Das Goldene Vlies initiierte Kunstausstellung mit Werken der bedeutendsten zeitgenössischen westeuropäischen Künstler. Vertreten waren unter anderem Henri Matisse, Pierre-Auguste Renoir, Georges Braque, Paul Cézanne, Vincent van Gogh, Kees van Dongen, Alfred Sisley und Pierre Bonnard.

      Lubov Popova. Composition
Datum	1910

      Lubov Popova 1889 - 1924 | Composition | 1910   0

      1911 folgte eine Ausstellung der Gruppe „Karo-Bube“, an der eine Vielzahl von Künstlern der Russischen Avantgarde beteiligt waren und die die Entwicklung der Russischen Malerei und Plastik zur Abstraktion begründete. Die Ausstellung „0,10“, die im Jahre 1915 folgte und in der erstmals suprematistische Gemälde ausgestellt wurden, markierte den Durchbruch zur gegenstandslosen Kunst. Zu den Ausstellenden gehörten neben Malewitsch Wladimir Tatlin, Nadeschda Udalzowa, Ljubow Popowa und Iwan Puni.

      Wie inspirierend diese Begegnungen auf die Entwicklung in der modernen russischen Kunst war, zeigt sich an der künstlerischen Entwicklung von Malewitsch, der durch den Einfluss der französischen Impressionisten, der Futuristen und Kubisten über einen post-impressionistischen und neo-primitivistischen Stil zum Kubofuturismus fand und dann den Suprematismus entwickelte.

      Acht Rechtecke (1915) von Malewitsch, Stedelijk Museum, Amsterdam ">

      Acht Rechtecke (1915) | Malewitsch, Stedelijk Museum | Amsterdam  0

      Wechselnde Akzeptanz im neuen Russland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Für die kurze Zeit von 1917 bis 1921 verlief die politische und die künstlerische Revolution parallel. Unterstützt von dem Volkskommissar Anatoli Lunatscharski konnte sich eine „neue“ Kunst ohne direkte Einmischung des Staates entwickeln. In dieser Frühphase der Revolution wurde die neue Formensprache auch für politische Propaganda benutzt und mit suprematistischen Motiven gestaltete Parolen erschienen an den Häuserwänden. Malewitschs Biograf Stachelhaus nennt dies „eine Ironie der Kunstgeschichte“, denn mit der „Neuen Ökonomischen Politik“, die ab 1921 seitens der Regierung verkündet wurde, war das Postulat der geistigen Freiheit des Suprematismus nicht vereinbar. Suprematismus bedeutete gegenstandslose Kunst ohne Ziel und Zweckbestimmung. Die „Neue Ökonomische Politik“ dagegen forderte eine Kunst, die sich politisch funktionalisieren ließ. Diese Forderung mündete schließlich im Sozialistischen Realismus.

      Skizze zum 5. Bild der Oper Sieg über die Sonne, 1913, Staatliches Museum für Theater und Musik, St. Petersburg

      Skizze zum 5. Bild der Oper Sieg über die Sonne | 1913 | Staatliches Museum für Theater und Musik | St. Petersburg   0

      Nach Ansicht der neuen kommunistischen Regierung war Malewitschs Kunst ein Produkt der bürgerlichen Kunsttradition und dem Proletariat unverständlich. Auch der liberale Kunstkommissar Lunatscharski konnte nicht verhindern, dass Malewitsch zunehmend in den Ruf eines dekadenten Formalisten geriet. Das Staatliche Institut für künstlerische Kultur (GINChUk), dessen Direktor Malewitsch war, wurde 1926 geschlossen, eine Veröffentlichung von Malewitschs Theorie des Ergänzungselements in der Malerei wurde unterbunden.

      Im Frühjahr 1927 reiste Malewitsch nach Deutschland, um die Möglichkeit zu überprüfen, am Bauhaus zu arbeiten. Obwohl auch das Bauhaus über El Lissitzky von den künstlerischen Ideen Malewitschs beeinflusst war, waren doch die Kunstauffassungen des Bauhauses und die von Malewitsch zu unterschiedlich, als dass es für Malewitsch dort eine Arbeitsmöglichkeit gegeben hätte. Das Bauhaus veröffentlichte zwar 1927 in seiner Buchreihe Malewitschs Die gegenstandlose Welt, schrieb jedoch im Vorwort: „Wir freuen uns, das vorliegende Werk des bedeutenden russischen Malers Malewitsch in der Reihe der Bauhausbücher veröffentlichen zu können, obwohl es in grundsätzlichen Fragen von unserem Standpunkt abweicht.“

      Noch während in Berlin eine Ausstellung mit Werken von Malewitsch gezeigt wurde, reiste dieser am 5. Juni 1927 nach Russland zurück und ließ seine Gemälde im Westen zurück. Der radikale Wandel, der in Malewitschs Malerei nach der Rückkehr nach Russland eintritt, wird von manchen Kunsthistorikern als sein Versuch gewertet, die in Berlin zurückgelassenen Gemälde neu zu schaffen. Er löste sich vom Suprematismus und malte erneut in einem spätimpressionistischen und kubofuturistischen Stil und knüpfte an seine Menschen und Bauerndarstellungen an, wie er sie vor seiner suprematistischen Zeit geschaffen hatte. Viele seiner Gemälde datierte er zurück. Seine in den letzten Lebensjahren geschaffenen Bilder dagegen, in denen er an die Bildsprache der italienischen Renaissance anknüpft, werden von ihm mit einem kleinen schwarzen Quadrat signiert.

      Die Verdrängung des Suprematismus in der russischen Kunstwahrnehmung hielt lange an. Noch im Vorwort zu dem Ausstellungskatalog Russische Kunst des 20. Jahrhunderts schreibt 1984 der Russe Vitalij S. Manin über das Kunstgeschehen zu Anfang des 20. Jahrhunderts:

      „Das russische Kunstleben der Vorrevolution zeichnete sich durch seine Farbigkeit, durch die Vielfalt der entstehenden und manchmal sehr kurzlebigen Kunstinnovationen aus. Einige Richtungen dieser Zeit bildeten den Stolz der russischen Kunst, andere waren eine Art Vorstudie für späteres Nachdenken, die dritten dienten noch lange als Nährboden für eine Vielzahl kreativer Seitenwege, durch die Zeit sehr vielschichtig umgeformt und sogar mit spürbarer Resonanz in der sowjetischen Kunst späterer Jahre.“ Der Suprematismus, eine der wichtigsten Kunstentwicklungen dieser Zeit, wird nicht erwähnt.

      Die Rehabilitierung der Avantgarde der russischen Kunst im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts fand erst mit der Perestroika statt. Erst 1988 gab es in Sankt Petersburg eine umfassende Retrospektive mit Werken von Malewitsch.

      Schwarzes Quadrat (1915) | Malewitsch | Tretjakow-Galerie | Moskauh

      Schwarzes Quadrat (1915) | Malewitsch | Tretjakow-Galerie | Moskau   0

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